Alle Spiele, alle Tore, jeder Korb und jeder Lauf auf dem einen oder dem anderen Kanal? Diese Zeiten sind lang vorbei. Das aktuelle, weit gefächerte Angebot geht in Zeiten der Digitalisierung und vor allem der Kommerzialisierung mit einer zunehmend komplexen Anbieterlandschaft einher. Das hat Folgen: Nicht nur für den Preis, den der Anbieter für die Ausstrahlung und der Zuschauer für das Anschauen zu zahlen hat. Es hat auch Folgen für die Berichterstattung über Sportler und Vereine, über große Sportereignisse und das Drumherum.
Die Perspektiven des Sports in den Medien standen im Mittelpunkt der hochkarätig besetzten Tagung „Alles in Bewegung! – Sport, Business und Medien“ am 13. September 2017. Zu der hatten die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) und das Grimme-Institut im Rahmen ihrer Reihen ‚Hessisches Gesprächsforum Medien‘ und ‚Grimme trifft die Branche‘ nach Frankfurt eingeladen. Tom Bartels (ARD) führte das Publikum eloquent durch spannende Gesprächsrunden.
Erste Halbzeit
Im Eröffnungs-„Warm up!“ konnte Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach den Zweifel ausräumen, man bewege sich in fremdem Terrain: „Grimme und der Sport? Liegen vielleicht enger beieinander, also man so denkt, blickt man nur mal auf die Preisträger der letzten Jahre in unseren Wettbewerben“ - und das unabhängig, ob man beim Fernsehpreis oder beim Online Award schaue. Abseits dessen biete das Grimme-Institut, konkreter: die Akademie, vielfältige Fortbildungen im Bereich des Journalismus für den Nachwuchs, perspektivisch auch mit einem Schwerpunkt Sportjournalismus. „Auch im Sport darf aus der Perspektive der Qualität nicht die Quote entscheiden, der Sport ist ein wichtiges Feld für den Journalismus und hat nicht selten immense gesellschaftliche und politische Relevanz!“ Joachim Becker, Direktor der LPR Hessen, verwies auf die neuen Herausforderungen für die Regulierung, die sich gerade mit Blick auf den Sport ergeben: „Zu den bekannten Free- und Pay-TV-Anbietern kommen neue, global agierende Unternehmen hinzu, die eine problematische Preisspirale in Gang setzen - insbesondere, wenn es um Fußball oder Olympia geht. Parallel entwickeln sich neue Streaming-Dienste oder Portale im Netz: Werder Bremen und Bayern München machen ihr eigenes Programm. Und der Olympische Sportbund auch. Und bei sporttotal.tv bekomm ich plötzlich die Spiele der unteren Fußball-Ligen. Die Digitalisierung hat die Sportübertragung schon erheblich verändert und sie wird sie noch weiter verändern. Natürlich ist das ein Thema für Landesmedienanstalten!“
Um die aktuell laufenden Transformationsprozesse genauer zu erfassen, zeichnete Prof. Dr. Andreas Hebbel-Seeger, Hochschule Macromedia Hamburg, in seinem Input die Wechselwirkungen zwischen Sport und Medientechnologie (Präsentation als PDF) nach - von der Fotografie über das Bewegtbild bis hin zu Virtual Reality, 360Grad-Technologie und neuen Eindrücken durch Drohnenbilder. Alexander Krei vom Branchendienst DWDL.de wies auf die ambivalenten Konsequenzen der (medialen) Entwicklungen im Sport (Präsentation als PDF) insbesondere aus der Perspektive der Zuschauerinnen und Zuschauer hin. Sport und gerade der Fußball seien seit vielen Jahren Quotengaranten. Dies führe zu einer immensen Steigerung der Kosten für die Übertragungsrechte und damit zu einer immer stärkeren Verlagerung in Pay-Angebote: Um alle relevanten Fußballspiele sehen (und hören!) zu können, müsse der Fan derzeit jährlich knapp 900 Euro Abo-Gebühren zahlen.