„Gerade in einer Zeit, wo Fake Realität zu sein scheint, ist diese Auszeichnung wichtiger denn je!“, betont der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen in seiner Begrüßung zur Verleihung des 54. Grimme-Preis 2018, „wenn es den Grimme-Preis noch nicht geben würde, müsste man ihn erfinden.“ Zwar ist Laschet nicht zum ersten Mal in Marl, aber zum ersten Mal als Ministerpräsident.
Ebenfalls nicht zum ersten Mal in Marl ist Jan Böhmermann – in diesem Jahr erhält er einen Grimme-Preis für „Eier aus Stahl – Max Giesinger und die deutsche Industriemusik“. Auf die Frage, ob es beim vierten Grimme-Preis nicht langsam langweilig werde, antwortet er souverän: „Marl wird nie langweilig!“
Insgesamt werden 71 Preisträgerinnen und Preisträger bei der von Annette Gerlach moderierten Preisverleihung ausgezeichnet. Herausragende TV-Produktionen – die längst auch „andere“ Wege zu den Zuschauerinnen und Zuschauern finden – in den vier Wettbewerbskategorien Unterhaltung, Fiktion, Information & Kultur sowie Kinder & Jugend.
Neben den Serien „Babylon Berlin“ und „4 Blocks“ erhält die Mystery-Serie „Dark“ einen Grimme-Preis in der „Fiktion“, womit erstmals in Deutschland die Eigenproduktion eines Streamingdienstes gewürdigt wird. Der Preis für die „Besondere Journalistische Leistung“ in der Kategorie „Information & Kultur“ geht an die drei Redaktionsleiter von „Panorama“, „Panorama 3“ und „Panorama – Die Reporter“ (NDR), stellvertretend für das gesamte AutorInnenteam, anlässlich ihrer Berichterstattung zu den Ereignissen des G20-Gipfels.
In der „Information & Kultur“ können sich darüber hinaus noch vier weitere Preisträger freuen: „Ab 18! Du warst mein Leben“ von Rosa Hannah Ziegler, „Alles gut – Ankommen in Deutschland“ von Pia Lenz, „Cahier Africain“ von Heidi Specogna und „Sewol – Die gelbe Zeit“ eines Teams um Regisseur Minsu Park. In der Kategorie „Kinder & Jugend“ werden mit „Germania“ und „5vor12“ zwei Produktionen ausgezeichnet. In der Kategorie Unterhaltung erhalten neben dem oben genannten Team um Jan Böhmermann noch Klaas Heufer-Umlauf, Joko Winterscheidt und Ludwig Lehner für #GoslingGate und Maren Kroymann und Sebastian Colley einen Preis für „Kroymann“.
Der Publikumspreis der Marler Gruppe geht an „Eine unerhörte Frau“. Sie feierte einen runden Geburtstag auf der Bühne, die Marler Gruppe „nullte“ bereits zum fünften Mal: Seit 1968 zeichnet sie preiswürdige Fernsehproduktionen mit einem eigenen Preis aus, mittlerweile – formal – ein Kurs der Marler Volkshochschule.
Auch wenn beim Grimme-Preis viele „starke Frauen und Medienmacherinnen“ ausgezeichnet werden, „die uns die Welt erklären“, wie die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach betont, zieht sich das Thema #metoo durch die gesamte Preisverleihung. Bis hin zur Besonderen Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, bei der gleich drei Preisträger ausgezeichnet werden. Eine von ihnen ist Inge von Bönninghausen, „Mit-Erfinderin“ der Sendung „Frauen-Fragen“ im WDR, unter dem Titel „frau tv“ heute das älteste und mittlerweile einzige Frauenmagazin im deutschen Fernsehen.
Die weiteren Preisträger sind der Wissenschaftsjournalist Gert Scobel und der Armin Wolf, Moderator des österreichischen Nachrichtenmagazins ZiB2, das bei 3sat zu empfangen ist. „Der Deutsche Volkshochschul-Verband setzt damit ein deutliches Zeichen für Qualitätsjournalismus – jeder Preisträger verkörpert eine seiner Facetten“, so DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in ihrer Laudatio.