(Marl/Frankfurt / Main) Über 150 Volontär*innen, Ausbilder*innen und renommierte Radioprofis trafen sich am 5. Dezember in Frankfurt/Main, um Trends im Audio-Journalismus zu diskutieren und in praxisnahen Workshops zu vertiefen. Eingeladen zum mittlerweile 3. RadioNetzwerkTag hatten die Landesmedienanstalten aus Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gemeinsam mit der Grimme-Akademie. Neben vielen Workshops bildete die Verleihung der Radiosiegel für eine besonders gute Volontärs-Ausbildung an 24 private Stationen einen der Höhepunkte.
„Radio ist für viele Menschen noch immer ein besonders attraktives und wichtiges Medium mit verlässlichen Informationen aus der Region“, stellte Joachim Becker, Chef der Medienanstalt Hessen einleitend fest. Beim RadioNetzwerkTag gehe es aber um mehr, so Becker: „Wir möchten auch mit ‚neuen‘ Themen Impulse geben für eine positive weitere Entwicklung erfolgreicher privater Audio-Angebote.“
Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Landesanstalt für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz, rückte das Thema Qualität in den Mittelpunkt: „In Zeiten der Turbokommunikation ist Teamarbeit eine wesentliche Voraussetzung journalistischer Qualität. In der journalistischen Ausbildung für das ohnehin schnelle Medium Radio ist kollegiales Feedback ein Qualitätsmerkmal. Angehende Journalistinnen und Journalisten sollen ein solides Handwerkszeug erwerben können, und sie müssen ermutigt werden, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auch einsetzen zu wollen. Im Medienverbund rund ums Radio heißt es, den Qualitätsanspruch nicht aufzugeben und die bewährten Werkzeuge wie auch die neuen digitalen Möglichkeiten dafür zu nutzen.“
Um Qualität in der Ausbildung ging es auch Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg: „Als Landesmedienanstalt liegt uns die Ausbildung von journalistischem Nachwuchs besonders am Herzen. Denn ein starkes Netzwerk aus gut ausgebildeten und engagierten Journalistinnen und Journalisten ist der beste Garant für Meinungsvielfalt und Grundstein für eine zukunfts- und wettbewerbsfähige Medienbranche“, so Kreißig. Deshalb freue er sich, „dass der RadioNetzwerkTag regelmäßig viele junge Talente der Branche zusammenbringt."
Nachwuchsjournalist*innen sehen sich einer immer ausdifferenzierteren Audio- und Medienlandschaft gegenüber, weshalb „neue Plattformen, Formate und Zielgruppen im Blick behalten werden müssen“, so Aycha Riffi, Leiterin der Grimme-Akademie, was sich im vielfältigen Workshopprogramm des RadioNetzwerkTages abbilde.
In ihrer ebenso streitbaren wie launigen Keynote stellte Sophie Passmann Ideen vor, „wie Radio die Welt retten kann“: Etwa, indem es seine Inhalte ernster und sich selbst viel weniger ernst nehme. Indem es Streit anfange und sich traue, eine Haltung zu haben. Und indem es sich endlich von seinen Geschlechterbildern aus den 80er Jahren verabschiede. „Wie viele Morning Shows funktionieren immer noch nach dem Konzept, dass der Mann einen Witz macht und die Frau dümmlich kichert?“, fragte Passmann. „Männer werden dafür belohnt, witzig zu sein, während Frauen dafür belohnt werden, harmlos zu sein.“ Wer gegen solche bestehenden Strukturen angehe, müsse immer damit rechnen, sich bei Vorgesetzten unbeliebt zu machen. Gleichzeitig, betonte sie, könne Radio aber nur neue Wege gehen, wenn sich mehr junge Journalistinnen trauten, auch mal unbequem zu sein.
Die Teilnehmer*innen konnten danach an zwei Workshoprunden teilnehmen: So ging es bei den „Future Talent Workshops“ mit Andreas Fauth etwa um die Fragen, wie man ein passendes Volontariat findet und wie der Berufseinstieg nach dem Volontariat gelingt. Katharina Thoms diskutierte mit den Teilnehmer*innen den „Dauerbrenner Podcast“ sowie das Thema „Audio fürs Auge“. Helene Reiner (BR News-WG) erklärte, wie man „Serious Content on Instagram“ präsentiert. Marius Reichert gab eine Einführung in das Thema „Mobile Journalism“ und bei Detlef Kuschka ging es um „Storytelling für das Radio und darüber hinaus“. Johannes Meyer führte mit den Teilnehmer*innen zwei „Mini-Design-Sprints“ durch, bei denen in kurzer Zeit möglichst kreative Ideen entwickelt werden sollten.
Wie in den Jahren zuvor, bildete die Verleihung der Radiosiegel den Schlusspunkt des 3. RadioNetzwerkTages: Martin Klostermann übergab die Radiosiegel an die Volontär*innen von 24 privaten Radiostationen, die damit für die hohe Qualität ihrer Volontärsausbildung ausgezeichnet wurden.
Nach Inputs, Workshops und Qualitätssiegeln lässt sich als Fazit des 3. RadioNetzwerkTages festhalten: Ausprobieren! Und keine Angst vorm Scheitern! So wird Radio vielleicht nicht die Welt retten, aber sich selbst.